Donnerstag, 3. Oktober 2013

1000 kleine Erfahrungen, die mein Jahr unvergesslich machen



1000 kleine Erfahrungen, die mein Auslandsjahr unvergesslich machen.
Unglaublich kitschiger Titel, aber mir ist gerade kein besserer eingefallen…Los geht’s:

  • ·         Der Mann im Zug zwischen Leipzig und Frankfurt, der mir von seinen Reisen erzaehlt. Er war professioneller Jongleur bevor er angafangen hat in der Uni Heidelberg zu arbeiten und dieses Hobby ist immer sein Anhaltspunkt wenn er in neue Staedte faehrt, denn es gibt ueberall auf der Welt Jongleure und das sind immer tolle Leute.
  • ·         Die malaysische Frau, die ich im frankfuerter Flughafen getroffen habe. Sie war die erste Person aus dem Land, in dem ich fuer ein Jahr leben sollte, die ich je gesehen habe und es war eine sehr schoene Erfahrung. Nach 10 Minuten Smalltalk hatten wir Adressen ausgetauscht und eigentlich wollte sie mich zu Aidilfitri besuchen kommen, ich habe es aber dann verplant mich bei ihr zu melden.
  • ·         Der Blick auf Afghanistan aus dem Flugzeugfenster.
  • ·         Die starken Turbulenzen, kurz bevor wir gelandet sind und der Kapitaen, der ganz gechillt sagt, dass das immer so ist.
  • ·         Das gesammte arrival camp. Ich liebe es einfach mit vielen so unterschiedlichen aber doch unglaublich interessanten Menschen zusammen zu kommen. Besonders mein Zimmernachbar Eduardo war ein Gott. Ich habe selten einen so sozialen Menschen gesehen.
  • ·         Dieses Gefuehl bei einem Haus anzukommen, von dem man weiss, das ist dein Zuhause fuer die naechsten 10 Monate. Und 10 Minuten spaeter in der Kueche zu sitzen und einen chicken wing hinunterzuschlingen, von dem ich gefuehlt habe, scheisse, das ist nicht gut.
  • ·         Die erste Fahrt durch unsere Gegend. Die Exotik. Palmen, Mangobaeume, Rambutanbaeume und Paddy Felder (irgendwann stelle ich mal ein Video mit meinem Schulweg online).
  • ·         Kokusnussauskratzmaschine. Schwer zu beschreiben, auf jeden Fall eine sehr genial Erfindung.
  • ·         Das erste mal im Kampung. Rambutanpfluecker. Ebenfals sehr schwer zu beschreiben, im Prinzip ist es ein langer Bambusstab, an dessen  Ende ein Pflueckvorrichtung ist, die mit einem Seil bedient wird. Ich habe lange gebraucht, bis ich die richtige “Pflueckseite” gefunden hatte.
  • ·         Mein “Gastonkel”. Diese Guetigkeit in seinem Laecheln, die ihn so viel aelter und weiser aussehen laesst als es seine gut 50 Jahre vermuten lassen wuerden.
  • ·         Das erste Gespraech mit meiner Gastmutter. Dieses Gefuehl, OK es ist doch alles sehr anders, aber wenigstens sprechen wir dieselbe Sprache.
  • ·         Unabhaengigkeit! Das erste Mal (alleine!) zur Tankstelle gehen und mir Mentoes zu kaufen.
  • ·         Die (fast) woechentlichen Treffen mit Baltasar und bei jedem Mal das Gefuehl haben, er ist echt cooler, als ich am Anfang gedacht habe.
  • ·         Mit Baltasar am Pool liegen und sich Tropengefuehle vorstellen, waehrend es anfaengt zu regnen.
  • ·         Pasar ramadhan. Tausend Gerueche. Essen soweit das Auge reicht und sich von einem Typen 2 kg Trauben fuer 4 Euro andrehen lassen (es gab einen pasar ramadhan keine 200m entfernt).
  • ·         Noch nicht fasten und den ganzen Tag die Dattelvorraete pluendern, weil nichts Andres im Haus ist.
  • ·         Fasten. Nudeln mit Tomatensauce, Kaesspatzen, Pfannkuchen, Lakritze. Scheisse, denk an etwas anderes.
  • ·         Das Maedchen dass die Arme ausstreckt um mich zu umarmen und dann ploetzlich realisiert, dass ich nicht nur ein Junge sondern auch ein Unglaeubiger bin.
  • ·         Nicht schlafen koennen, weil die Flugzeuge so laut sind und dann faengt auch noch der Muezzin an zu singen. Religioese Tolleranz schoen und gut, aber koennen die nicht am Tag beten und nicht dann, wenn ich schlafen will.
  • ·         Dafuer umso mehr im Unterricht schlafen.
  • ·         Endlich kleine Lautsprecher kaufen, nicht mehr auf die Kopfhoerer angewiesen sein.
  • ·         Reporter kommen zur Chapteractivity (wir haben Ketupat gemacht). Zu ein paar kommen sie sogar nach Hause. Gestern hat mich ein Maedchen auf Facebook angeschrieben, dass mich aus der Zeitung kannte. Verrueckte Welt.
  • ·         Fusal spielen. Fuer alle die’s nicht wissen, Fusal ist Fussball mit einem etwas kleineren Ball in einer (vielzu kleinen) Halle. Ich glaube, ich bin einfach zu gross fuer den Sport oder die Malayen sind zu klein (Wenn ich ein bischen remple, gehts gleich in die Fresse haha).
  • ·         Das Essen (das wird mal ein extra Blogeintrag).
  • ·         Eine Afs-Freundin besuchen und im Garten einen Waran sehen. Die Mutter erzaehlt ganz entspannt, dass sie in der Klimaanlage immer Schlangen haben. Ja, auch giftige.
  • ·         Sarsi das erste mal trinken. Was zur Hoelle, muss unter Strafe verboten werden. Sarsi das 2. Mal trinken. Ok, ist geniessbar. Beim 3. Mal: Krieg ich noch ein Glass, bitte?
  • ·         Die vielen schleimigen Essbarkeiten. Und das geilste: Nirgendwo ist Gelantine drinnen, da Muslimen Schweineprodukte ja verboten sind.
  • ·         Unsern Schulprincipils vorgestellt werden. 2 Stunden lang Gerede. Seitdem befinden sich die Gastfamilien im dauerhaften Kriegszustand. Alles wird kommentiert. Ich dachte immer Deutsche laestern viel und gerne, Leute kommt her, das ist eine ganz neue Dimension.
  • ·         Das erste mal Milo Ais trinken.
  • ·         Erster Schultag. Und seitdem jeden Tag wenn ich in die Schule gehe: Wenn ich irgendwo vorbeigehe, gibt’s Geschreie. Alle wollen mit mir redden, bzw. Fragen “how are u?” zu mehr reicht das Englisch meistens nicht (ich schreib mal bald ueber mein Verhaeltnis mit den malaysischen Jugendlichen).
  • ·         Im  PC Lab der Schule… Alle nur auf Facebook, Twitter und Youtube. Das Maedchen dass auf Twitter jedes ihrer Problem emit ihrem BF postet. Sogar im sozialen Web gibt’s Unterschiede :)
  • ·         Bayern live gucken (gibt hier einen genialen Sender namens Astro.)
  • ·         An das Ufer eines nahen Fluesschens setzen. Donovan oder Bob Dylen hoeren. Der braunen Bruehe zugucken. Die rote Sonne am fernen Horrizont. Meine Cola schluerfen und die Palmen beobachten. Keine 50 m. entfernt die Schnellstrasse, trotzdem, dieser Ort wird so langsam zu meinem Ruheplatz.
  • ·         Der Mathelehrer mit dem Luxuskoerper, wie man so schoen sagt, der ueber den Schulhof mit seiner Harley Davidson faehrt.
  • ·         Das Maedchen das mir erzaehlt, 9/11 waere eine juedische Verschwoerung.
  • ·         Mit der Cable Car durch die Wolken in Langkawi fahren.
  • ·         Von Aepfeln traeumen.
  • ·         Das erste mal im Mamak store. Man muss sich das so vorstellen: 20-30 der besten Gerichte auf einem Buffet aufgereiht. Man nimmt sich soviel wie man will und der “Kellner” rechnet dann einen Preis aus. Man ist immer wieder ueberrascht, wie wenig es ist.
  • ·         Ich lese gerade den Koran, in meiner Uebersetzung heist es: Der Mann ist der Frau stets vorzuziehen. Ich frage ein Maedchen aus meiner Klasse scherzhaft, ob sie glaubt, dass ich mehr wert sei als sie. Sie sagt ja.
  • Mit Imamen ueber Fussball diskutieren und ein paar Woerter auf Arabisch wechseln.


Ich koennte noch viel viel mehr solcher Beispiele aufschreiben, was ich auch sicher von Zeit zu Zeit machen werde, aber fuer jetzt ist es genug. Das sind alles keine weltbewegenden Ereignisse, aber es sind Dinge, an die ich mich immer erinnern werde und die Malaysia fuer mich in meinen ersten paar Monaten ausmachen.

2 Kommentare:

  1. ahhh justin!!! das hört sich so todes cool an! ich kann mir alles total gut vorstellen und das ist dann wieder einer der momente wo ich auch unbedingt in ausland will!! ich hoffe die zeit vergeht nicht so schnell und du stellst bilder von malaysia hoch! ich muss immer an einen berlinalefilm der glaub ich auch aus malaysia war... KIMIA

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  2. Hi Kimi :) Der Hammer, ich habe Kauboywerbung im malaysischen Fernsehen gesehen, so unter dem Thema "der besondere Film". Voll geil. Und geh auf jeden Fall ins Ausland, Schule kann warten, Bilder kommen hoffentlich noch diese Woche, falls ich's mal wieder ins Internetcaffe schaffe...

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